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gründerpreis 2010
New-Argonner-Park: Wolfgang oder Großauheim?

„Rückführung und anpassung 

20 | 10 | 2011
Großauheimer sind weltoffen, zukunftsgewandt, fortschrittlich. Dazu kreativ, flexibel und tolerant. (Anmerkung: "Großauheimer" ist ein  geschlechtsneutraler Begriff, vergleichbar mit dem "Steinheimer", einem Urmenschen, der bereits vor den Neandertalern lebte; aber das gehört jetzt nicht hierher). Großauheimer also sind praktisch die Protoptypen des modernen, aufgeklärten Bürgers. Doch tief im Inneren der Auheimer Seele sitzt seit Äonen eine mächtige Sehnsucht nach Ruhe und Beständigkeit. Warum muß sich bloß immer alles ändern? Kann nicht mal irgendwas bleiben, wie es war? Der Großauheimer mag doch nur ungestört seine Ackerfurchen ziehen und ansonsten den Main an Hanau vorbeifließen lassen. Aber man läßt ihm keine Ruhe. Und da das so ist, regt sich der Auheimer auch immer wieder gerne auf. Gezwungenermaßen.
Wir erinnern uns  an die im vergangenen Jahr auf Wunsch des Investors vollzogene Verlegung der Gemarkungsgrenze zwischen Wolfgang und Großauheim im Bereich des New Argonner-Parks. Viele Großauheimer wissen heute noch nicht, ob ihnen zum Lachen oder Weinen war, als sie zufällig und mit mehrmonatiger Verspätung  von der heimlichen Grenzverschiebung erfuhren.
Der Hanauer Magistrat versuchte zu beruhigen: Trotz der Änderung der Gemarkungsgrenzen seien die Stadtteilgrenzen von Großauheim und Wolfgang nicht betroffen. Die Gemarkung Wolfgang sei zwar um 22,3 Großauheim-Hektar größer, der Stadtteil Großauheim aber nicht kleiner geworden. Dieser kreativen Formel konnten die Großauheimer damals nicht folgen, es brodelte im Volk.
Doch vor ein paar Wochen kam Hoffnung auf: im September verkündete der "Leiter Grundstücksmanagement und Logistik der Stadt Hanau" dem Großauheimer Ortsbeirat die "Rückführung und Anpassung der Gemarkungsgrenze Großauheim/Wolfgang". Frohgemut dachte man schon, die Hanauer Dorfposse sei hiermit beendet und es zöge endlich wieder Ruhe in den über 1200 Jahre alten Ort ein. Doch scheinbar kann auch der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn ihn immer wieder neue Überraschungen aufschrecken. So geschehen bei einer routinemäßigen Kontrollstreife eines Großauheimer Grenzgängers: Blitzt doch seit einigen Tagen an der Zufahrt zum New-Argonner Wohnpark ein nagelneues Stadtteilschild unserer Brüder-Grimm-Stadt Hanau in der Herbstsonne. An markanter Stelle, ein paar Meter vor der vermeintlichen neuen "Milka"-Hauptzentrale, sorgt das Ortsschild mit dem Untertitel: "Wolfgang" für neue Irritationen. Ja, was ist denn nun schon wieder?  
Vielleicht hätte ja jemand der verdienten Ortsbeiratsmitglieder den städtischen Grundstücksmanager fragen müssen, ab wann denn die zugesagten Grenzänderungen gültig seien? Möglicherweise hätte er gesagt: "Das tritt nach meiner Kenntnis, ist das sofort, unverzüglich."  - Doch so war es damals nur in Ost-Berlin, nicht in Großauheim. Also müssen wir weiter im Ungewissen leben.So geht es uns Großauheimern, wir kommen einfach nicht zur Ruhe.

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